Dieses Buch habe ich auf der Buchmesse entdeckt und war sofort vom Design angetan. Im Impressum dann las ich, dass der Autor, Gerd Rindchen, ein gebürtiger Pfälzer ist, der bei der Berliner Weinthrophy als Deutschlands Weinhändler 2012 ausgezeichnet wurde. Grund genug, sich mit dem Buch näher zu befassen, dessen hübsche Fotos von Armin Faber und Thomas Pothmann realisiert worden sind, so mein Gedanke. Die teilweise recht witzigen Illustrationen stammen übrigens Christobal Schmal, der auch das originelle Aromenrad auf der Innenseite des rückseitigen Buchdeckels kreiert hat.
Eingeteilt ist das Buch in sieben große Abschnitte. Dabei handelt es sich um folgende:
Die Winzer und ihre Weine
Die wichtigsten Reben
Mit der Lage fängt alles an
Formen der Weinvermarktung
Die wichtigsten Weinländer
Vom Umgang mit Wein
Geschmacksache.
Zunächst wird man damit vertraut gemacht, dass die Qualität eines Weines ganz wesentlich vom Winzer bestimmt wird, aber bei allem natürlich auch das Terroir eine wichtige Rolle spielt. Es stimmt, die besten Weine wachsen zumeist dort, wo andere landwirtschaftliche Nutzung kaum noch möglich ist, auf kargen, steinigen Böden also, sprich dort, wo die Rebe (und auch der Winzer) sich wirklich quälen müssen, (vgl.: S. 16). Man liest Wissenswertes über den Rebenschnitt, über das Terroir und die Klassifizierung der Weine und wird auch mit der Bedeutung der Jahrgänge vertraut gemacht. In diesem Zusammenhang unterstreicht der Autor, dass ein guter Erzeuger auch in einem weniger guten Jahr es zumeist schafft, einen guten Wein hervorzubringen, (vgl.: S.22). Dies entspricht auch meinen Erfahrungen, gerade, was die VDP-Weine anbelangt.
Über die alkoholische Gärung wird man aufgeklärt und auch darüber, was man unter trockenen, halbtrockenen sowie lieblichen Weinen und in dieser Beziehung unter Öchslegrade zu verstehen hat. Edelfäule und Winterfrost als Königswege zum süßen Wein bleiben als Themen auch nicht ausgespart, des Weiteren wird sehr gut über die Unterschiede in der Herstellung von Rot- und Weißwein sowie Rosé berichtet. Hier liest man dann auch vom Saigneé- Verfahren als eine der Methoden Rosé zu kreieren. Leider habe ich bei dieser Methode der Rosé-Herstellung noch nicht zugesehen.
Anhand von sehr anschaulichen Graphiken kann man sich ein Bild machen, wie Weißwein und Rotwein entsteht. Zur jeweiligen Entstehung erfährt man in den begleitenden Texten alles, was man wissen muss und hat zu dem Gelegenheit, sich mit der Frage "Welche Weine kommen ins Fass?" zu beschäftigen.
Ganz hervorragend sind die Porträts der Rebsorten. Aufgelistet werden die Farbe, die wichtigsten Anbaugebiete, der jeweilige Charakter des Weines und man erfährt zudem immer, wer gute Cuvéepartner sind, sowie eine kurze Skizzierung des Weintyps.
Bei den vorgestellten Rebsorten handelt es sich um: Babera, Blaufränkisch, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Camenère, Chardonnay, Chenin Blanc, Dornfelder, Gamay, Gelber Muskateller, Grauburgunder, Grenache, Grüner Veltliner, Gutedel, Malbec, Merlot, Müller-Thurgau, Nebbiolo, Pinot Noir, Pinotage, Riesling, Sangiovese, Sauvignon Blanc, Scheurebe, Silvaner, Syrah, Tempranillo, Traminer, Trollinger, Weißburgunder, Zinnfandel und Zweigelt.
Neben diesen ausführlich skizzierten Rebsorten werden in knapperer Form noch eine Reihe anderer beschrieben, unter diesen auch "St. Laurent", eine wiederentdeckte alte Sorte, die in Deutschland und Österreich fruchtig-elegante an Burgunder erinnernde Rotweine hervorbringt, (vgl.: S.59).
Über die wichtigsten Cuvée-Familien wird man unterrichtet und alsbald dann auch darüber, wie man Weine abfüllt. Winzer, Winzergenossenschaft und Handelskellerei kommen in diesem Zusammenhang zur Sprache, bevor der Autor näher erläutert, wo man sinnvollerweise seinen Wein kauft. Hier nimmt er auch sehr gut zum Weinkauf im Internet Stellung.
Amüsant hervorgehoben werden übrigens die Rubriken "Herrschaftswissen zum Angeben", die gewiss nicht nur passionierte Angeber interessieren werden. Auf die Beschriftung der Wein-Etiketten in unterschiedlichen Ländern wird gut eingegangen, auch auf die Verschlussfrage, die ja neuerdings nicht mehr zwingend mit einem kurz und bündigen Ja zum Korken beantwortet werden kann.
Es folgt dann eine sehr gelungene Beschreibung der wichtigsten Anbauregionen in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Österreich, Schweiz und anderen europäischen Ländern sowie auch anderen Kontinenten und zwischen drinnen entdeckt man immer wieder das begehrte Herrschaftswissen, z.B über Madeira, Sherry und Port, über das man sich klugerweise nur mit Insidern unterhält.
Gefallen hat mir auch die Thematisierung der Weingläser, der Trinktemperatur und des generellen kultivierten Umgangs mit dem Wein, aber auch die nähere Beleuchtung der sinnlichen Wahrnehmung mit Augen, Nase und Gaumen.
Zum Schluss werden die vier weißen und vier roten Geschmackstypen, deren Merkmale und wichtigsten Vertreter vorgestellt. Mit diesem Wissen kann man dann losziehen und gezielt den Wein kaufen, den man für einen bestimmten Anlass benötigt.
Gerd Rindchens "Crashkurs Wein" hat mich überzeugt, weil er kurzweilig zu lesen ist und alle Infos beinhaltet, die man braucht, um sich zum Weinkenner zu entwickeln. Bei allem Wissen um den Wein zählt natürlich primär die Trinkerfahrung. Ohne diese hat man keine Chance zum Connaisseur zu werden, zu werden, doch genau das ist ja das Ziel von so manchem kultivierten Weintrinker.
Empfehlenswert.
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