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Rezension Helga König: Gault&Millau Weinguide Deutschland 2014

Zugegeben, mein Leseritual im Hinblick auf die jüngste Ausgabe des Gault &Millau Weinguide Deutschland beginnt jährlich mit einem Blick auf die Seite, auf der zu lesen steht, wer Winzer des Jahres geworden ist. In diesem Jahr hat man Philipp Wittmann vom Weingut Wittmann in Westhofen, Rheinhessen gekürt. Eine gute Entscheidung, wie ich finde, denn seine Weine sind wahrlich exzellent. Ich hatte Gelegenheit diese in Mainz in der Rheingoldhalle auf V.D.P - Veranstaltungen im Frühling zu verkosten.

Herausgeber des Weinführers ist Joel B. Payne. Vorgestellt werden die nach Meinung von Gault& Millau 1093 besten Weingüter. Verkostet wurden 12 891 Weine. Für das Buch ausgewählt wurden 11 424 Weine. Diese auch wurden bewertet. Für die 21 Verkoster des Gault &Millau Teams sind die 12891 Flaschen ein hartes Stück Arbeit und nur bedingt Vergnügen, denn gefordert werden ein faires Urteil und ein hohes Maß an Verantwortung und es wird genügend Winzer geben, die sich nicht richtig beurteilt fühlen. Das kommt nur wenig Freude auf.

Fast auf der letzten Seite sind die 21 Verkoster jeweils mit Foto angeführt. Hier werden zwanzig Verkoster und eine Verkosterin vorgestellt. Weshalb nur eine Frau vertreten ist, verstehe ich nicht. Ich denke hier sollte der Gault Millau umdenken. Die Verkoster sind für bestimmte Regionen zuständig. Die Weinautorin Caro Mauer testet übrigens Naheweine. Ihre Testergebnisse überzeugen mich. Sie macht ihre Sache ebenso gut wie ihre männlichen Kollegen. Soviel dazu.

Auf der Innenseite des Deckblattes kann man die deutschen Weinbauregionen und ihre wichtigsten Rebsorten studieren und sich anhand von Kartenmaterial einen Überblick über die Regionen verschaffen.

Zu Beginn des Buches nun werden erst einmal die gekürten Weinpersönlichkeiten jeweils mit Foto vorgestellt und erläutert weshalb sie besonders hervorgehoben worden sind.

Der Reigen beginnt mit:
Philipp Wittmann, Winzer des Jahres, Weingut Wittmann, Westhofen, Rheinhessen

Es folgen:
Bernhard Koch, Kollektion des Jahres,
Weingut Bernhard Koch, Hainfeld Pfalz
Michael Städter, Aufsteiger des Jahres,
Weingut Chat Sauvage, Johannisberg, Rheingau
Christoph Dinkel und Norbert Spielmann, Entdeckung des Jahres,
Weingut alte Grafschaft- Kreuzwertheim, Franken
Markus Berlinghof, Sommelier des Jahres, Jakobs, Hamburg
Billy Wagner, Weinkarte des Jahres, Rutz, Berlin

Kurz porträtiert werden die Vorbilder der deutschen Weinkultur. Schön, dass man Graf Matuschka Greiffenclau nicht vergessen hat. Noch gerne denke ich an seine Vorlesungen über Wein an der Uni Mainz in den späten 1970er Jahren. Für mich waren die Vorlesungen der Einstieg für das theoretische und praktische Befassen mit Rebensaft von besonderer Güte.

Vorgestellt werden neun Siegerweine, die am Gipfel ihrer jeweiligen Kategorie angesiedelt sind. Anschließend werden die Spitzenreiter aus einzelnen Kategorien nach Punkten aufgelistet. Hier werden die besten Winzersekte Brut, die Spätburgunder 2011, Weiße Burgundersorten 2012, Riesling trocken 2012, Riesling feinherb 2012, Riesling Kabinett 2012, Riesling Spätlese 2012, Riesling Auslese 2012 und Riesling edelsüß 2012 und dort immer auch die Sieger der letzten Dekade vorgestellt.

Anschließend werden zwei Dutzend ausgewählte Klassiker porträtiert, bevor es mit den Spitzenreitern in den Bereichen Literweine 2012, Gutsweine 2012, Leicht und Trocken: Riesling 2012, Schnäppchen: 2012 Weiß, Schnäppchen: 2011 Rotwein trocken weitergeht.

Sehr gut ist der Beitrag zur Kunst des Destillierens im Zuge der Präsentation von Winzerbränden. Erläutert wird der Unterschied zwischen Trester, weinhefigen Bränden, Wein- und Traubenbrand und Obstbrand. Hier werden jeweils die Favoriten der Tester von Gault &Millau vorgestellt.

Genau erläutert wird, wie man den Weinguide liest, aber auch wie er entsteht. Anschließt erfährt man wie man Weine beurteilt und es wird der Frage nachgegangen, ob man Fassproben beurteilen kann. Es folgen Reflektionen über Lagerfähigkeit und Lagercharakter, auch über die Lagerklassifikation, bevor man Wissenswertes über die Jungwinzervereinigung in Deutschland und auch u.a. mehr über das deutsche Weinetikett erfährt. Gut erläutert werden die Rebsorten und erklärt wird was hinter den Bewertungstrauben steckt. Die Höchstnote sind 5 Trauben. Sind diese dazu noch rot, ist die Chance groß, auf einen "Winzer des Jahres" zu treffen.

Wie bewertet wird, erfährt man und hier auch liest man von dem 100 Punkte –System. Anschließend werden die Regionen, die Erzeuger und ihre Weine vorgestellt. Die Weingüter und die dort getesteten Weine sind in Regionen eingeteilt. Die jeweiligen Präsentationen beginnen stets mit einem Textbeitrag, der Neuigkeiten aus der Weinregion beinhalten. Eine Kartenausschnitt und ein kurzer Überblick über die Hierarchie der Spitzenbetriebe, die Auflistung der besten Lagen und die Erläuterung der Dreiecke, die für Auf- und Abwertung im Vergleich zum Vorjahr stehen, sorgen mit Sicherheit für Verdruss sowie für kreativitäts-mindernden Stress und sind im Grunde überflüssig. Es genügt völlig, wenn mittels Traubensymbolen und dem neu eingeführten Weinblatt für Newcomer bewertet wird. Wozu sich unnötig Feinde schaffen?

Die einzelnen Weingüter sind mit Bewertungstrauben versehen. Zunächst werden stets die Kontaktdaten genannt. Man erfährt, wer Inhaber und wer Kellermeister und Betriebsleiter ist. Die Öffnungszeiten werden genannt und auch Besonderheiten, wie etwa Informationen im Hinblick auf hauseigene Restaurants oder Straußwirtschaften.

Dann liest man immer Wissenswertes zur Rebfläche, der Jahresproduktion, zu den besten Lagen, zu dem Boden, den Rebsorten, dem Durchschnittsertrag und den besten Jahrgängen. Anschließend erfolgt ein Kurzportrait des Winzer und seiner Weine und es werden die verkosteten Weine aufgelistet sowie die Gault Millau Bewertung angeführt. Nachtesten ist angesagt, denn die Bewertungen sind kein Endurteil. Ein solches gibt es generell nicht.

Ein Bild von einem typischen Flaschenetikett rundet das Ganze ab. Insgesamt erhält man einen guten Überblick, auch wenn die getesteten Weine nicht ausführlich beschrieben werden. Solche Beschreibungen sind auch nicht Gegenstand dieses Weinführers.

Aufgeführt und gut erläutert sind zum Schluss auch einige Handelskellereien und Fachhändler für deutsche Weine.

Dem Reiseführer ist eine Beilage beigegeben. Sie enthält die Beschreibung ausgewählter Hotels in Europa, die durch Charme und Noblesse auffallen. Auch hier hat man die Möglichkeit sich durch Fotos einen Eindruck zu verschaffen und auch hier werden die Kontaktdaten genannt.

 Insgesamt mal wieder eine lobenswerte Leistung. Ein wichtigstes Buch, das ich gerne weiter empfehle.

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