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Rezension: "Der Weinatlas"- Hugh Johnson, Jancis Robinson

Autoren dieses Prachbandes sind Hugh Johnson, der weltweit wohl führende Weinautor und Jancis Robinson, eine der wenigen Weinautorinnen mit internationalem Ruf. 

Auf sieben Ausgaben des Weinatlas in 42 Jahren kann Hugh Johnson zurückblicken. Wenn der Daily Telegraph schreibt "Ein schlicht brillantes Werk", dann kann man unbedenklich zustimmen. Sich mit diesem Buch zu befassen, ist eine wahre Freude und verspricht Kurzweil in den dunklen Herbst- und Wintermonaten, denn man wird ja nicht nur zum Lesen motiviert, sondern auch zum Weintrinken. 

Das reich bebilderte Werk macht den Leser zunächst mit der Geschichte des Weins vertraut, die mit der Besiedlung des Mittelmeerraums ihren Anfang nimmt. Anschließend werden dann internationale Rebsorten vorgestellt und man hat sogar die Möglichkeit,  sich einen Eindruck von einer Pinot-Noir-Beere gegen Ende ihres Reifeprozesses zu verschaffen, weil von dieser ein Querschnittsbild gezeigt wird. 

Auführlich erläutert werden im Anschluss daran regionale Rebsorten wie Marsanne oder Carmenère. Erst dann wird das Thema Wein und Wetter abgehandelt. Hier auch erfährt man, dass eine durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge von mindestens 500 Milimeter erforderlich ist, um eine ausreichende Photosynthese für die Traubenreife sicherzustellen. Das Terroir ist ein weiteres Thema. So sollen manche Bio-Winzer auch Flora und Fauna, ob sichtbar oder mikroskopisch klein, zum Terroir zählen. Das wundert eigentlich nicht, denn zum Terroir soll wie man liest  das gesamte natürliche Umfeld einer Rebe zählen. 

Aufgeklärt wird man über die Arbeit im Weinberg und die Kunst des Kellermeisters und man liest zudem über Eiche und deren Alternativen, sowie über Flaschenverschlüsse. Derzeit experimentieren Hersteller quer durch die Branche mit Schraubverschlüssen unterschiedlicher Qualität. Mich selbst überzeugen Glaskorken am meisten. 

Das neue Denken in der neuen Kellerei wird an Skizzen sehr gut aufgezeigt, über Lagerzeiten von Wein erfährt man auch Wissenswertes und liest zudem wie man Weine entkorkt und serviert. Die idealen Weintemperaturen kann man einer Tafel entnehmen, bevor man sich kundig machen kann, wie man Weine fachgerecht verkostet sowie beurteilt und welche Worte man dazu sinnvollerweise nutzt. 

Dann werden einzelne Länder abgehandelt. Auffallend ist das bewundernswerte Kartenmaterial. Alle 215 enthaltenen Karten sind umfassend überarbeitet worden und bieten hervorragende Übersichten aber auch geografische Details. 15 Karten sind neu dazugekommen. Man erfährt Wissenswertes über Frankreich und den Wein dort ganz allgemein und auch Näheres zur Sprache französischer Etiketten. Dann werden die Weinregionen Frankreichs näher vorgestellt und auch deren Appellationen. Unmöglich auf all die Einzelheiten im Buch näher einzugehen, das man immer und immer wieder zur Hand nehmen sollte, um sich in einzelne Regionen zu vertiefen, so etwa in die Côte de Beaune und dort in das Mersault, das als das Herz des burgundischen Weißweines gilt. 

Neugierig auch machte mich sogleich die Côte de Nuits und hier Gevrey-Chambertin und dort die besten Lagen. Ich werde jetzt allerdings nicht auf einzelne Weingebiete weiter eingehen, weil das im begrenzten Rahmen ein Rezension nicht möglich ist, Speziell vertieft habe ich mich u.a. soviel nur ins Elsass, weil mit die dortigen Weine sehr interessieren und wir darüber demnächst mehr auf  "Buch, Kultur und Lifestyle" berichten wollen. 

Sehr erhellend auch die Informationen zur Sprache der Etiketten in Italien und natürlich die Betrachtungen der Weingebiete. Das Kartenmaterial hilft sich eine konkrete Vorstellung von den Regionen und deren Ausmaß zu machen, so etwa vom Chianti-Gebiet und speziell der Region, wo der Classico angebaut wird. 

Da wir vor  Kurzem geradet Weine aus Portugal vorgestellt haben, interessierten mich die Betrachtungen im Hinblick auf die neue Generation von gut ausgebildeten Winzern in Portugal natürlich sehr, nicht zuletzt, weil man von ihnen mehr und mehr gute Weine von dort erhoffen darf. 

Über Portwein und Portweinstile wird man auch aufgeklärt und über den Madeira, der auf der gleichnamigen portugiesischen Insel wächst.

Ganz hervorragend sind die deutschen Weinanbaugebiete abgehandelt worden, dabei wird der Rheingau in den westlichen und östlichen Rheingau untergliedert und bestens erläutert, gleiches gilt für andere Regionen, auch für Frankens Weinzentren. 

Besonders faszinierend sind natürlich die Weingebiete aus Übersee, nicht jeder wird da eine konkrete Vorstellung davon haben, woher der Wein kommt, den er gerade genießt. Wissen wir alle zwar noch, wo Napa Valley liegt,  werden wir  vielleicht unsicher, wenn wir Weinorte in Tasmanien beschreiben sollen. Spannend finde ich es,  die Weingebiete in Kroatien, Slowenien, Rumänien und Bulgarien näher zu erkunden und sich über die Weine der Schwarzmeerregion kundig zu machen. 

Es gibt noch viele Weine  zu verkosten und zu beschreiben, gerne auch Weine aus Patagonien. Dort hält die nahe Antarktis die Temperaturen niedrig und das trockene Klima und die kräftigen Winde verhindern Rebkrankheiten . Auf diese Weise entstehen  klare, struktur-, und charaktervolle Weine, die man natürlich genießen möchte. 

Dieser Weinatlas ist weit mehr als eine Kartensammlung, dass dürfte jedem nach dieser Rezension klar sein. Für gebildete Weinliebhaber ist er ein Geschenk vom Himmel, dessen Zauber speziell darin liegt, dass er Weine aus aller Welt geradezu magisch ins Haus zieht. 

Sehr empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Hallwag-Verlag und können das Buch bestellen: http://www.gu.de/buecher/hallwag/standardwerke/730995-der-weinatlas/. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

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