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Rezension: Der Wein. Geschenk des Himmels und der Erde (Gebundene Ausgabe)- Anselm Grün.

Der Mönch und Cellerar der Benediktinerabtei Münsterschwarzach Anselm Grün hat ein bemerkenswertes Buch mit dem Titel "Der Wein- Geschenk des Himmels und der Erde" verfasst, das er in vier Abschnitte gegliedert hat:

-Ein Geschenk Gottes
-Der Rolle des Weines in der Bibel
-Der Wein in der Geschichte des Christentums
-Die heutige Bedeutung des christlichen Symbols Wein

Das Buch enthält neben den eloquenten Texten viele sehr wunderschöne Weinimpressionen der Diplom-Designerin Pia Vogel, aber auch ein eindrucksvolles Bild von dem überaus freundlichen Autor des Buches, Pater Anselm, der dieses mit den Worten beginnt: "Seit mehr als sechstausend Jahren fasziniert der Wein bereits die Menschheit," (Zitat: S. 6).

Gleich zu Beginn hebt der Autor hervor, dass Wein schon immer ein Kulturgut war, nur sesshafte Menschen Reben pflanzten und der rechte Umgang mit Wein ein Zeichen für ein kultiviertes Volk darstellt. Weingenuss war auch stets ein Ausdruck einer besonderen Verbindung zu Gott, so Pater Anselm. Wie er schreibt, galt Wein stets als ein besonderer Segen, den man nur dankbar genießen darf, weil man sich im dankbaren Genießen dazu bekennt, dass der Wein eine Gabe Gottes ist und nicht etwas, was man selbst machen kann, (vgl.: S.9). In der Bibel wird übermäßiger Weingenuss übrigens als barbarisch beurteilt, weil der unmäßige Weintrinker nicht mit Gottes Gaben umzugehen vermag.

Schon Noah soll lt. Angaben im Alten Testaments Wein angebaut haben. Die frommen Juden haben damals bereits Wein getrunken und im Wein stets eine Gabe Gottes gesehen. Auch in den Psalmen taucht der Wein auf und der Weisheitslehrer Jesus Sirach lobte den Wein ebenfalls. Diesbezüglich, wie auch im Hinblick auf die Textstellen in den Psalmen wartet der Autor mit überzeugenden Zitaten auf. Es hat mich gefreut, dass Pater Anselm auf das Hohelied hinweist. Dort nämlich ist auch vom Wein die Rede: "Freunde, esst und trinkt, berauscht euch an der Liebe, " (Zitat: Hoheslied 5,1). Weintrinken sei identisch mit der Erfahrung von Liebe und umgekehrt werde die Liebe auch immer wieder mit dem Wein verglichen, (vgl.: S.19), so die Sicht des Mönchs.

Man erfährt, dass im Alten Testament der Weinstock als Sinnbild für das Volk Israel galt. Wenn das jüdische Volk sich nicht an die Weisungen Gottes hielt, drohte Gott damit, dass die Beeren sauer und Dornen und Disteln auf den Weinberg wachsen würden. Große, fruchtbare Reben wurden zum Symbol der Fruchtbarkeit und des Segens, den Gott dem Volk verheißt, (vgl.: S. 23).

Im Neuen Testament wird die Symbolik des Weines in erster Linie im Johannesevangelium beschrieben. Hier geht es um das Wunder der Verwandlung von Wasser zu Wein bei der Hochzeit zu Kana. Man liest in der Folge von einem Zusammenhang dieses Wunders mit dem Dionysos-Kult, doch dies hier in der Rezension näher auszuführen, sprengt leider den Rahmen.

Pater Anselm macht im Anschluss an den Hinweis auf die "Weinstockrede" deutlich, dass Jesus unsere eigentliche Mitte, unser wahres Selbst sei und dass uns nur das Segen bringt, was in Verbindung mit unserem inneren Kern steht. Wer vom Kern seiner selbst abgeschnitten ist, kann kein erfülltes und erfolgreiches Leben haben.

Man erfährt des Weiteren etwas über das Gleichnis von den bösen Winzern und einem anderen Gleichnis vom Weinberg, sowie von der Bedeutung eines Mahls in Bezug auf Jesus. Das gemeinsame Essen und Trinken verwandelt die Menschen, weil sie mit der Freude Gottes erfüllt sind und ihnen hier nicht die Strenge des Gesetztes droht, (vgl.: S.47).

Die wichtigste Bedeutung, die der Wein im Leben Jesu hatte und die für die Christen aller Zeiten gilt, werde beim letzten Abendmahl sichtbar, (vgl.: 48). Über den Sinn des Abendmals klärt Pater Anselm den Leser auf und man erfährt auch, weshalb wir im eucharistischen Wein die menschgewordene Liebe Gottes, die Liebe, die in der Hingabe Jesu in seinem Tod für uns ihren Gipfel erreicht hat, sehen sollten, (vgl.: S.51).

Es führt zu weit, auf alle Einzelheiten der Betrachtungen zum Thema Wein im Neuen Testament, die Pater Anselm anführt, an dieser Stelle näher einzugehen. Wichtig zu wissen ist m.A., dass christliche Spiritualität von der Freude an die große Liebe, die Gott uns in Jesus Christus erwiesen hat, geprägt ist und sich im Bild des Weines vielschichtig zeigt.

Jesus hat sich mit Wein identifiziert, (vgl.: S.61). Pater Anselm hebt hervor, dass die Worte Jesu und dessen Liebe wie Wein auf uns wirken sollen, der unser Herz erfreut und uns in eine gehobene Stimmung versetzt, (vgl.: S.61).

Der Autor berichtet ausführlich über die Kulturgeschichte des Weins, wobei die ersten Weinkulturen in Ägypten ausgemacht werden konnten. Man erfährt Wissenswertes über den Weinanbau in Klöstern und dass Karl der Große diese als Kulturträger wahrnahm. Der Acker- und Weinbau wurde in Klöstern vorangebracht. Sie spielten gewissermaßen eine Vorreiterrolle in der Weiterentwicklung. Pater Anselm schreibt auch von der Weinkultur bei den Benediktinern im Laufe der Geschichte und davon, dass in Kloster Eberbach 1499 das "Große Fass" hergestellt wurde, das 70 000 Liter fasste und in jener Zeit als das größte Fass der Welt galt, (vgl.: S. 79).

Die Klöster vermittelten einst das römische Wissen über Wein. Sie teilten die Weinberge in kleine Parzellen auf und konnten auf die Weise bestimmen, aus welcher davon ein edler Wein und aus welcher ein einfacher hervorgehen sollte, (vgl.: S.80). Heute soll der Weinbau nur noch für wenige Klöster eine Rolle spielen, als Beispiel wird die Benediktiner-Abtei St. Hildegard in Eibingen genannt.

Pater Anselm thematisiert in der Folge dann auch sogenannte Weinheilige, nicht zuletzt den Heiligen Urban, der sich lt. Legende hinter einem Weinstock versteckte als er verfolgt wurde, (siehe S. 88). Im Mittelalter soll es so viele Weinheilige gegeben haben, an deren Festen man zu deren Ehren das Glas hob, dass die Bischöfe sich genötigt sahen, die Anzahl der Heiligen einzuschränken.

 Der Autor schreibt, wie schon erwähnt, auch über den Wein in Verbindung mit der Liebe, der nicht nur in der Eucharistie ein Bild für die Liebe Jesu Christi ist. Durch den Genuss von Wein entsteht das Gefühl des Erhobenseins in eine andere Dimension, das dem der Liebe nicht unähnlich sei,( vgl.: S.100). Jesus habe den Wein zum Bild für seine Liebe gemacht, die in uns einströmt und unsere Seele und unseren Leib durchdringt, ähnlich wie der Wein beim Trinken den Menschen mit dem Gefühl der Liebe erfülle, (vgl.: 101).

 Dass Pater Anselm auch das Begriffspaar "Wein und Wahrheit" ausleuchtet, wundert nicht. Er lässt in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt, dass der Wein ans Licht bringe, ob wir mit uns selbst gut umgehen, ob wir innerlich frei und achtsam mit uns und dem Wein umgehen, oder ob wir ihn ohne Maß in uns hineinschütten. Dann nämlich zeige er uns, ob wir in Freiheit und Achtsamkeit leben oder ob wir von unterdrückten Bedürfnissen beherrscht werden, (vgl.: 106).

 Das sind noch nicht alle Facetten, die Pater Anselm in Bezug auf den Wein thematisiert, der Wein und die Freude bleiben natürlich auch nicht ausgespart, auch nicht der Wein und die Gesundheit und andere Begriffspaare mehr. Bei allem sollte man aber folgenden Merksatz nicht vergessen: "Wer sich nicht auf den Wein freut, sondern ihn in Ärger trinkt, der missbraucht die gute Gabe Gottes," (Zitat: S. 119).

 Fast am Ende des Buches schreibt Pater Anselm über das Begriffspaar "Wein und Spiritualität und hier, dass das achtsame und bewusste Weintrinken uns in die christliche Spiritualität führen könne, d.h.: "aus dem Geist Jesu Christi zu leben, der sich für uns hingegeben hat, damit wir uns füreinander hingeben; der uns geliebt hat, damit wir einander lieben,(Zitat: S. 131).

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