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Rezension: Wein - Die neue große Schule (Gebundene Ausgabe)

Auf dem Buchdeckel dieses hervorragenden Buches von Jens Priewe erfährt man bereits, dass es sich bei diesem Werk, das neben der Fülle von Wissen 1000 Farbfotos, Illustrationen und Karten enthält, um das meistprämierte Weinbuch handelt, das hier als komplett überarbeitete Neuausgabe vorliegt.

Im diesem Buch werden folgende Themenkreise beantwortet: Weinbau, Rebsorten, Kellerwirtschaft, die Innenansicht eines Chateau, der Ausbau des Weins, Spezialweine, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Deutschland, Österreich, Schweiz, Osteuropa, Südeuropa, Vereinigte Staaten, Australien, Neuseeland, Afrika, Chile, Argentinien, die Verkostung und Weinwissen.

Priewe informiert zunächst über die Geschichte des Weines. Hier liest man u.a., dass die ältesten Hinweise auf die Existenz des Weines aus Georgien stammen. Die Weingeschichte bei den Griechen und Römern wird sehr gut dargelegt, Mittelalter und Neuzeit kommt auch zur Sprache und auch die Mehltau- und Reblauskatastrophe. Die Reblaus fraß sich ab 1863 von Frankreich kommend durch die Weinberge Europas und hat auf Jahrzehnte ganze Weinbestände vernichtet, (vgl.: S.17).

Aufgeklärt wird man über die Verteilung der Weinproduktion nach Kontinenten und erfährt u.a., dass die Weinrebe die am stärksten zuckersammelnde Obstpflanze der Welt ist. Dies auch ist der Grund, weshalb sich die Rebe mehr als andere Obstpflanzen zur Weinerzeugung eignen, (vgl.S.20).

Anhand einer graphischen Darstellung lernt man die einzelnen Teile einer Rebe kennen und liest in der Folge, woher der Geschmack des Weines kommt.

Große Weine benötigen Wassernähe, viel Licht, warme Hänge und trockene Böden und es gilt die Regel: "Je steiler der Hang, desto besser die Wasserausnutzung",(Zitat: S.25).

Dass "Terroir" mehr verkörpert als bloßer Boden, macht Priewe dem Leser auch klar und beschreibt einige sehr gute Böden, wie etwa den Kalkboden in der Champagne und den Schieferboden an der Mosel.

Man wird über die Bestockung, auch über unterschiedliche Reben-Erziehungssysteme aufgeklärt. Dabei ist die "Cordon-Erziehung" das weltweit verbreiteste Erziehungssystem, das auch in der Massenproduktion verwendet wird. Gut aufgeklärt wird man über den Hochleistungsweinberg, bei dem ohne regulierende Eingriffe von außen das ökologische und biologische System nicht im Gleichgewicht zu halten ist.

Man erfährt, was man unter dem Menge- Güte-Gesetz zu verstehen hat, wonach die Qualität des Weines steigt, je weniger Reben an Rebstock hängen. In diesem Zusammenhang liest man über gezielte und natürliche Ertragsbegrenzung, über Sommer- und Winterschnitt u.a. mehr.

Vertraut gemacht wird man mit dem Vegetationszyklus und der Arbeit im Weinberg, den Mostgewichten, die ein wichtiger Indikator für Qualität sind, auch über die Säure im Wein erfährt man Wissenswertes. Wissen sollte man, dass die Weinsäure eine weiche, angenehm schmeckende und damit höchst willkommene Säure ist, hingegen die Apfelsäure, die im Wein ebenfalls vorkommt, eine aggressive Säure verkörpert, die den Wein kantig und hart macht, sofern sie im Übermaß vorhanden ist, (vgl.:S.45).

Der Lesezeitpunkt wird ausgiebig beschrieben, auch die Lese der edelfaulen Trauben, bevor Priewe mit den Porträts unzähliger roter und weißer Traubensorten aufwartet, in die ich mich mit allergrößter Neugierde vertieft habe. Weininteressierte sollten sich intensiv mit den einzelnen hier sehr gut beschriebenen Sorten beschäftigen. Man begreift die einzelnen Weine dadurch besser.

Der Autor beschreibt ausführlich die Weinbereitung, setzt den Leser über Weinhefen, Maischegärung, über die Tannine und die Chaptalisation in bestens Kenntnis.

Sehr informativ ist das Faltblatt, das die Innenansicht eines Chateaus und dort die einzelnen Stationen der Weinherstellung zeigt.

Schritt für Schritt lernt man zu begreifen wie Weißwein gekeltert wird, liest u.a. Aufschlussreiches über Kaltvergärung und die Vergärung im Holzfass und wird nicht zuletzt auch über die feine französische und die amerikanische Eiche näher informiert.

Der Reifeprozess ist ein weiteres Thema und auch die Stabilisierung von Weiß- und Rotwein sowie des Weiteren die Schwefelung. Wissen sollte man, dass nahezu alle handelsfähigen Weine geschwefelt sind, weil sie ansonsten zu schnell oxydieren würden. Beim Schwefeln kommt es auf die Dosis an. Es gibt übrigens gesetzliche Höchstmengen an Gesamtschwefel im Wein, die im Buch genannt sind.

Der Einfluss des Holzfasses kommt zur Sprache, auch das Phänomen der künstlich geholzten Weine. Dann informiert Priewe breitgefächert über Champagner und andere Schaumweine und hier auch über das Degorgieren, das Rütteln, die Dosage, die Assemblage und vieles Wissenswerte mehr.

Portwein, Madeira und Sherry lernt man kennen und liest dort auch, dass es nur wenige hochklassige Madeiras gibt und die besten Gewächse auf einer Höhe von 1800 m wachsen.

Priewe macht den Leser mit den Weinregionen unterschiedlicher Länder vertraut. Diese hier aufzulisten führt zu weit. Gefallen hat mir, dass man anhand von Landkartenausschnitten sehen kann, wo einzelne Appellationen in Frankreich beispielsweise liegen.

Weiter hat mir zugesagt, dass man sich ausgiebig mit den Aromen des Weines befassen kann und erklärt bekommt, was man unter den Primär-, Sekundär- und Tertiäraromen zu verstehen hat. Es gibt 500 unterschiedliche Aromen. Ein weites Feld also.

Die Degustiation wird bestens beschrieben, auch die Farben des Weines, die Physiologie des Riechens und Schmeckens und dererlei mehr.

Gläser werden vorgestellt und auch Korkenzieher, natürlich auch die Screwpull-Zange, mittels der man am schnellsten die Flasche vom Korken befreien kann. Weinzubehör lernt man kennen. Auch erfährt man wie man richtig einschenkt, welche Trinktemperatur der Wein haben sollte und alles über Korkschmecker, über Korken, die Lagerung etc.

Zum Schluss liest man Wissenswertes über Wein und Gesundheit. Alles hängt von der Menge ab. Menschen mit Fettleber haben gewiss zu oft ins Glas geschaut. Wer sich intensiv mit der Herstellung von Wein befasst, wird Wein sehr langsam und mit viel Respekt genießen und ganz gewiss niemals eine Fettleber bekommen.
Empfehlenswert.
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