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Rezension:Edelsüße Weine: Genussvolle Geheimnisse und kulinarische Sensationen (Gebundene Ausgabe)

August F. Winkler stellt in diesem Buch feine edelsüße Weine vor, d.h. Weine, die durch ihre goldene Farbe, durch ihr suggestives Bukett und durch ihre beeindruckende Großzügigkeit den Gaumen entzücken.

Diese Weine haben alle die gleiche chemische Grundstruktur: Alkohol, Glyzerin, Zucker, Säuren, Vitamine, Schwefel, Mineralien und tausende von Aromen, (vgl.:S.14) und dennoch schmecken sie höchst unterschiedlich. Jeder hat sein eigenes Profil, jeder seinen eigenen Charakter. Der gemeinsame Nenner, beste Herkunft vorausgesetzt, ist innere Spannung, Vielschichtigkeit, Dichte, Eleganz und Länge, all jene Tugenden, die einen großen Wein ausmachen.

Winkler schreibt zunächst eine Hommage an die Süße, weil für ihn Weine von nobler Süße etwas Besonderes sind. Er thematisiert das Mostgewicht und edelsüße Oechslerekorde und konstatiert, dass man in der Oechslestatistik beobachten kann, dass in den letzten Jahren die Werte angestiegen sind.

Ausführlich wird man über "Botrytis", die edle Folge des Faulens in Kenntnis gesetzt. Man erfährt auch Wissenswertes zur Geschichte der "Botrytis" und über das Zusammenspiel von Morgennebel und Sonnenschein als notwendige Bedingung für die Edelfäule. Wobei man wissen muss, dass die Natur hin und wieder ihr eigenes Solo spielt und dann die Edelfäule auch ohne die oben genannten Bedingungen entstehen lässt.

Winkler setzt den Leser zunächst über Stile und Typen im edelsüßen Kosmos in Kenntnis und berichtet über die getrocknete, die edelfaule und die gefrorene, aber auch über die künstliche sowie technische Süße und man erfährt auch, was man unter der so genannten "Süßreserve" zu verstehen hat.

Etwa zwei Dutzend Rebsorten spielen die Hauptrolle für die Erzeugung edelsüßer Gewächse. Die bekanntesten Sorten werden benannt und sehr gut porträtiert und man lernt diverse dieser Rebsorten auf Bildern kennen.

Dann stellt August F. Winkler die Welt der süßen Weine vor und zwar in Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Osteuropa, Portugal, Spanien, Australien, in der Schweiz, Südafrika, USA und Zypern.

Anhand von Karten kann man die einzelnen Regionen in einem Land, in denen der Wein angebaut wird, lokalisieren. Landschaftsfotos und Fotos von den Weingütern und den Winzern vervollständigen das Bild.

Der Autor berichtet zunächst Allgemeines über die edelsüßen Weine in den jeweiligen Regionen und anschließend über einzelne Weingüter und Winzer, die solche feinen Produkte kreieren.

Besondere Freude hat mir das Kapitel "Burgenland" gemacht, die Heimat edelsüßer Elixiere. Das Gebiet um den Neusiedler See ist von Natur aus prädestiniert für edelsüße Weine, weil der Steppensee bis in den späten Herbst hinein als Wärmespeicher fungiert. Obendrein sorgt der See für hohe Luftfeuchtigkeit, was in Verbindung mit dem sonnigen Klima den Reifeprozess der Trauben fördert und die Grundlage für die begehrte Botrytis schafft.

Ich möchte bewusst keinen der im Buch genannten Winzer hervorheben. Alle aufgeführten Weingüter und Weine sind exzellent und die Winzer hochkarätig. Ein Hervorheben würde einen falschen, nicht haltbaren Eindruck erwecken.

Besonders lesenswert auch ist das Interview mit dem Weinsammler Hardy Rodenstock und die Beschreibung des Platzhirsches "Chateau d Y`quem", auch das Interview mit dem Tokaj-Sammler Dr. Peter Baumann, im Anschluss an eine hervorragende Darstellung des Tokajer, der bei neuer Stilistik nach Aprikose, getrockneten Pfirsichen, Ananas, Zitronenfrüchte, hellem Karamell, Vanille, Mandel, frischen Feigen  und anderem mehr schmeckt.

Sehr gut auch sind die vielen Informationen zu Portweinen aus Portugal. Hier werden alle Stile näher erläutert und man erahnt, dass dies, wie Dirk van der Niepoort sagt, ein Wein der Muße ist.

Am Ende des Buches gibt es einen Rezeptteil mit dem Titel "Kochen mit Süßweinen, edelsüße Weine als Speisepartner und Rezepte". Diese Rezepte sind sehr gut beschrieben und ungemein erhellend, wenn man unsicher ist, wozu man edelsüße Weine reichen kann.

Gut auch sind die Tipps zum Umgang mit Auslesen und Co. und schlussendlich das Lexikon, das dem Leser Begriffe aus der Weinwelt näher bringt.

Ein gelungenes Buch, mit dem man Weinfreunde wirklich viel Freude bereiten kann.

PS. Das Cover, das Amazon abgebildet hat, stimmt nicht mit dem Buchcover überein und sollte dringend auf den aktuellen Stand gebracht werden.
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